Sa 19. Jun 2010, 18:15
Akkarin von: ----->
ZentralfriedhofLeise Stimmen drangen an sein Ohr, ein weit entferntes Flüstern, kaum wahrnehmbar, und doch, er hörte sie. Langsam öffnete er die Augen und starrte die weiße Decke über sich an. Merkwürdigerweise ging es ihm gut. Er spürte keinen Schmerz, keine Übelkeit oder andere Symptome. Doch er spürte die Veränderung. Alles war schärfer, näher. Akkarin richtete sich auf und nahm seine Umgebung in Augenschein. Alles war so nun so... weit. Die Welt erschien ihm lauter und zugleich auch größer, als zuvor. Er wandte den Kopf nach links, der Tür zu, denn er vernahm Schritte auf dem Flur. Kurze Zeit später betrat
Josef das Zimmer.
"Ah gut, du bist also wach." Akkarin nickte. Sein Freund setzte sich auf die Bettkante und sah ihn scharf an.
"Wie gehts dir?" Akkarin zuckte die Schultern.
"Weiß nicht, irgendwie... merkwürdig." Josef grinste.
"Du wirst dich dran gewöhnen. Ist dir kalt, hast du Hunger oder Kopfschmerzen?" Akkarin schüttelte den Kopf. Schmerzen hatte er sowieso nicht und kalt war relativ.
"Nein, ich hab nur Durst" "Verständlich, du hast stundenlang geschlafen. Ich erwarte dich in meinem Zimmer." Akkarin sah ihn verblüfft an.
'So ist das also. Er hat mich einfach bei sich untergebracht.' Warum war ihm das eigentlich nicht vorher klar geworden? Alles andere wäre unlogisch gewesen. Josef verließ den Raum und Akkarin stand auf. Seine Sachen lagen fein säuberlich gestapelt auf einem Stuhl neben ihm und waren scheinbar gewaschen worden, wie er ein wenig amüsiert feststellen musste, als er sein Hemd überzog. Nun merkte er, dass es wirklich kühl in dem Raum war. Lächelnd verließ er den Raum. Seine Schläfe pochte mittlerweile, ihm war etwas mulmig und er schmeckte Eisen. Murrend bahnte er sich den Weg durch die Gänge ins 3. Obergeschoss und betrat dann Josefs Räume. Anklopfen war hier unnötig. Sein Freund saß vor dem Kamin, in einem hohen Lehnsessel aus rotem Samt, und wartete bis er eingetreten war und in dem Stuhl ihm gegenüber Platz genommen hatte. Akkarin rieb sich die Schläfen und setzte sich. Die Wärme des Feuers zu seinen Füßen tat gut, dennoch nahmen seine Kopfschmerzen zu.
"Du musst was trinken, sonst wirds schlimmer." Josefs Hand tauchte vor seinem Gesicht auf und reichte ihm einen schwarzen Becher. Akkarin warf einen Blick hinein und das mulmige Gefühl nahm zu. Irgendwie war die Vorstellung Blut zu trinken mehr als merkwürdig, doch er hatte wohl keine andere Wahl. Josef musterte ihn aufmerksam.
"Brings hinter dich. Die ersten 2 Tage sind die schlimmsten. Danach gehts, glaub mir." Akkarin sah ihn an, dann setzte er den Becher an die Lippen und trank. Der Metallgeschmack, der seinen Geschmaackssinn ausschaltete war nicht nur ungewohnt, sondern auch unnatürlich stark. Akkarin verzog das Gesicht. Josef lachte.
"Glaub mir in ein paar Tagen wirst dus mögen." Akkarin schnaubte. Das hielt er für völlig ausgeschlossen. Doch nicht einmal 2 Minuten später revidierte er seine Einschätzung. Irgendetwas in ihm genoss das warme Blut, das seine Kehle hinab rann.
"Gib ihm nach" Er sah Josef an.
"Du sollst nachgeben, vergiss, dass es unmenschlich ist, vergiss diese verdammte Wertvorstellung. Sie wird dir nur im Weg stehen." Der junge Mann schloss die Augen und versuchte zu vergessen. Doch es war schwieriger als gedacht, sich einfach nicht an dem Metallgeschmack in seinem Mund zu stören.
"Hm wird schon werden." Josef schien unzufrieden, aber ruhig.
"Entspann dich und trink, ich habe dir viel zu erklären." Stummes Einverständnis folgte.
Die nächsten Stunden verbrachte Akkarin damit, Josefs Erklärungen zu lauschen und Verbindungen zu knüpfen. Das alles war wirklich kompliziert. Josef beendete den nächsten Satz mit einem Seufzen. Bisher hatte er Akkarin die Regeln der Clans, der Camarilla, das Leben als Vampir an sich, die Regeln für Kämpfe und die Regeln zur Maskerade erklärt und eingeschärft. Akkarin starrte Josefs Rücken an.
"Okay, aber das wichtigste fehlt noch." Josef drehte sich lächelnd wieder zu ihm um und setze sich wieder.
"Und das wäre?" "Naja, ich mein 2 lange Zähne sind ja schön und gut, aber wie benutz ich sie?" Josefs Lachen erfüllte den Raum.
"Keine Angst, das ist Urinstinkt. Du wirst merken, was zu tun ist, wenn du in die entsprechende Situation kommen wirst." "Du wirfst mich also ins kalte Wasser?!" "Wenn dus so hart sagen willst, ja." Akkarins Miene wurde mürrisch.
"Keine Sorge, du machst dir zu viele Gedanken um Dinge, die du sowieso können wirst. Mir macht etwas anderes viel mehr Sorgen." Akkarin sah auf.
"Du warst in Japan, hast das Kämpfen gelernt und dich weiter entwickelt. Nun bist du Vampir, und damit noch stärker, als jeder andere Mensch. Wir müssen deine Kraft in den Griff bekommen." "Und wie willst du das machen?" "Ich gar nicht, du. Du musst es dir antrainieren. Wir fangen morgen an." "Wieso 'wir'?" "Einer muss ja aufpassen, dass nichts schief geht." Josef musterte seinen Sohn eindringlich, dann erhob er sich und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
"Wir haben aber noch etwas anders zu tun. Wir müssen deine Sachen holen." Akkarin erstarrte. Verdammt, wie hatte er das nur vergessen können?
"Da du erst einmal bei mir wohnen wirst, müssen wir deine Sachen hierher holen." Akkarin seufzte niedergeschlagen.
"Und wie? Wenn ich da jetzt reingeh, dann komm ich nicht mehr raus." Josef zog ihm am Kragen in die Höhe.
"Du musst da ja auch nicht rein. Schreib mir in 10 Minuten eine Liste aller Dinge, die du brauchst, wir holen die Sachen dann. Butler kümmert sich darum." "Butler?!" "Ja, Butler arbeitet für mich. Er sollte auf dich aufpassen. Ich hatte Angst, es könne irgendetwas vorfallen. Er war es, der dich vor 3 Jahren vor dem Schlimmsten bewahrt hat, mehr konnte er damals nicht tun, sonst wäre alles aufgeflogen." Akkarins Welt wurde um ein weiteres Puzzleteil ergänzt.
"Logisch... ich muss sagen, du bist wirklich intrigant." Er lächelte.
"Sag mir etwas, das ich noch nicht weiß." Akkarin lachte und machte sich daran die geforderte Liste zu schreiben, und reichte sie als er fertig war an Josef weiter.
"Ist das alles?" Er nickte.
"Kein Problem. Wird erledigt." kommentierte er, verschwand kurz und kehrte dann mit leeren Händen zurück.
"Wir nutzen die Zeit besser, um deine Räumlichkeiten herzurichten." Sein Sohn nickte und überlegte auf dem Weg in den Ostflügel des Gebäudes, wie das alles nur weitergehen sollte. Josef schloss die Tür auf und sie betraten die Räume, die nun Akkarin zugesprochen waren. Es handelte sich um 3 Räume. Der Raum, in dem sie standen, stellte das Wohn- und Arbeitzimmer dar. Schreibtisch, Stuhl, Couch, Tisch und Schränke waren schon da. Rechts schloss sich das Schlafzimmer an, links das Bad. Akkarin nickte zufrieden über die bisherige Ausstattung.
"Es fehlen nur noch ein paar Kleinigkeiten. Aber die werden deine Leute ja mitbringen." "Klar, kommt alles noch." Josef setzte sich aufs Sofa.
"Du solltest aufhören so viel nachzudenken. Das macht die Umstellung schwerer." "Ich überlege, wie ich leben soll. Ich meine, mein Vater darf nicht wissen, wo ich bin, und alle anderen auch nicht. Wie soll das gehen?" "Ganz einfach: Du bleibst erstmal einige Wochen hier. Danach sehn wir, wo wir dich unterbringen. Wichtig ist nur, dass du deinem Vater nicht über den Weg läufst. Halte dich, was immer du tust aus seinem Enizugsbereich raus. Politik eben, wend an, was du gelernt hast. Werde zum Schatten. Und sieh zu, dass du die Aufmerksamkeit der Polizei nicht auf dich ziehst. Wenn du das beachtest, kann dir nichts passieren." Akkarin nickte. Das klang logisch. In Gedanken rechnete er seine Möglichkeiten durch. Doch dann stieß er auf einen Punkt, einen Namen, der ihm ein Schaudern und einen tiefen Schmerzstich versetzte. Er senkte den Blick und unterdrückte ein Seufzen. Josef schien seinen Gedanken zu erahnen.
"Vergiss es, viel zu gefählich. Du kannst jetzt nicht einfach zu ihr gehen." Akkarin wandte sich seinem Erzeuger zu.
"Ich muss das klären." "Später. Du wirst es tun, aber nicht jetzt. Das würde alles in Gefahr bringen. Wir müssen sicher sein, dass niemand nach dir sucht, bevor du einfach durch die Stadt streifst und deine alten Probleme löst." "Ich bin nicht einmal sicher, ob man da irgendetwas lösen kann." Niedergeschlagenheit und Verzweiflung erfassten ihn.
"Wahrscheinlich ist es eh sinnlos." Josef erhob sich und kam auf ihn zu.
"Sicher nicht. Selbst, wenn es keine Zukunft geben wird, wird es eine Klärung geben." "Saeculum." Josef nickte und öffnete die Tür, an der es soeben geklopft hatte.
"Schafft das Zeug hier rein, beeilt euch." Sofort kamen mehrere Diener durch die Tür, beladen mit mehreren Koffer. Der letzte von ihnen trug einen Käfig, den er auf dem Couchtisch abstellte und öffnete. Akkarin trat an den Käfig heran und hob den nun schnurrenden schwarz- grauen Kater heraus, den er vor einigen Jahren aufgezogen hatte.
Travis rieb seinen Kopf an Akkarins Wange und rollte sich dann in dessen Arm zusammen. Akkarin kraulte ihn gedankenverloren hinter den Ohren. Josef lächelte.
"Gut, ich werde dann gehen. Ich lasse dir noch was zu trinken für die 'Nacht' bringen. Es wird bald hell, du hast lange geschlafen. Sieh zu, dass du Ruhe findest." Akkarin bedankte sich und schloss die Tür hinter ihm. Nachdem kurze Zeit später sein Abendessen gebracht worden war, machte er sich mit Travis im Arm auf den Weg in sein Schlafzimmer, einen großen Raum, mit Eichenmöbeln und einem großen Doppelbett. Der junge Ventrue sank auf die weiche Matratze.
"Nun sind wir wenigstens freier, als gestern" Travis maunzte zustimmend.
"Er weiß, was zu tun ist. Josef wird uns leiten." Er vertraute auf die Erfahrung seines Freundes, der ihm immer zur Seite gestanden hatte. Der Ventrue nahm einen Schluck Blut, zog sich um und stieg ins Bett. Travis lag auf dem anderen Kissen und schien zufrieden. Akkarin störte sich nicht weiter daran, schloss die Augen und schlief kurze Zeit später ein.
Zuletzt geändert von AkkarinDelvon am Di 11. Jan 2011, 22:01, insgesamt 2-mal geändert.